Sonntag, 3. April 2016

Fair Finance: Welche Bank ist wirklich nachhaltig?



Ob an Waffenhersteller oder Nahrungsmittelspekulanten – die meisten Kunden wissen nicht, wem die Banken ihr Geld leihen. Ein neues Informationsportal soll Abhilfe schaffen. Wenn es um Investitionen geht, dann haben Banken weitgehend freie Hand. Sie verleihen das Geld ihrer Kunden an beliebige Unternehmen, die ihnen solide und profitabel erscheinen. Der Kunde selbst bekommt davon in der Regel nichts mit. Dem will die Organisation „Facing Finance“ nun ein Ende bereiten. Gemeinsam mit anderen Interessengruppen hat sie ein Informationsportal veröffentlicht, das Banken anhand ihrer sozialen und ökologischen Verantwortung beurteilt. „Bankkunden haben einfach ein Recht darauf zu erfahren, zu welchen Bedingungen und an welche Unternehmen eine Bank ihr Geld verleiht oder in wen sie investiert", sagt Thomas Küchenmeister, Vorstand von „Facing Finance“. Deshalb nimmt seine Organisation die Selbstverpflichtungen der Banken unter die Lupe und bewertet sie anhand von 240 sozialen und ökologischen Kriterien.

Nachholbedarf in Sachen Klimapolitik

Acht deutsche Banken wurden bislang geprüft, weitere sollen folgen. In der Bewertung schnitten die Nachhaltigkeitsbanken „GLS Bank“ und „Triodos Bank“ am besten ab. Sie achten besonders auf Menschen- und Arbeitsrechte, arbeiten transparenter und machen weder mit der Rüstungsindustrie noch der Fossilwirtschaft Geschäfte. Die etablierten deutschen Geldinstitute lagen nur im Mittelfeld. „Unsere Untersuchungen haben gezeigt, dass die Deutsche Bank, die Commerzbank oder auch die DZ Bank in kontroverse Unternehmen investieren oder diese finanzieren, auch wenn sie zum Teil gegenlautende Richtlinien veröffentlicht haben", kritisierte Sarah Guhr von „Facing Finance“. Auf dem letzten Platz landete die katholische Pax-Bank. Der Grund dafür: Ihre Richtlinien seien laut „Facing Finance“ nicht umfassend und konsequent genug. „Unter allen untersuchten Banken zeigte sich die Pax-Bank zudem als einzige Bank nicht bereit, einen konstruktiven Dialog zu den Bewertungen aufzunehmen", sagte Mario Dziamski, der für die Organisation „Rank a Brand“ an dem Portal mitgearbeitet hat. Nachholbedarf sieht „Facing Finance“ noch in Sachen Klimapolitik. „Insgesamt haben alle von uns ausgewerteten Banken im Klimaschutz eher schwache Richtlinien“, sagt Sarah Guhr. Ihr Kollege Alexander El Alaoui von der Organisation „Germanwatch“ fügt hinzu: „Das Pariser Klimaabkommen fordert, die Finanzströme klimagerecht umzuleiten. Dies verlangt von Banken mehr Transparenz über die Risiken fossiler Investitionen zu geben, klimaschädliche Investitionen zu begrenzen und stärker grüne Anlagemöglichkeiten zu forcieren.“
Quelle: Greenpeace/Julia Huber