Sonntag, 13. März 2016

Bezug von Palmöl: Viele Unternehmen mit Defiziten



Cola von Pepsi, Zahnpasta von Colgate und Gesichtscreme von Bebe – eins haben all diese Produkte gemeinsam: Sie enthalten Palmöl und für seine Produktion könnte Regenwald abgeholzt worden sein. Ihre Hersteller haben in einem neuen Ranking von Greenpeace besonders schlecht abgeschnitten. Jedes Jahr stehen weite Teile Indonesiens in Flammen. Für Palmölplantagen werden auf den Inseln Borneo und Sumatra riesige Waldflächen gerodet und Moore trocken gelegt. Danach sind sie so entzündlich wie eine Schachtel Streichhölzer, leicht greifen Flammen auf angrenzende Wälder über. Vergangenen Herbst fraßen sich monatelang tausende Brände gleichzeitig durch die Regenwälder. Der Rauch nahm den Menschen die Luft zum Atmen. Schätzungen zufolge sterben in der Region Kalimantan jährlich mehr als 100.000 Menschen an den Folgen der Luftverschmutzung. Die Situation der Regenwälder Indonesiens ist dramatisch: Seit 1990 ging mit rund 31 Millionen Hektar eine Waldfläche fast so groß wie Deutschland verloren.

Alle Unternehmen beziehen Palmöl aus fragwürdigen Quellen

Doch immer noch können viele namhafte Marken, deren Produkte in deutschen Supermarktregalen stehen, nicht ausschließen, dass in ihren Produkten Palmöl aus Regenwaldzerstörung landet. Dies zeigt eine aktuelle Analyse von Greenpeace. Die Umweltschutzorganisation hat 14 global agierende Unternehmen unter die Lupe genommen, die sich in den letzten Jahren zu mehr Waldschutz verpflichtet hatten. Trotz Selbstverpflichtung kann keines der Unternehmen nachweisen, dass in seinen Lieferketten kein Palmöl fragwürdiger Herkunft enthalten ist. „Palmöl steckt in etwa jedem zweiten Supermarkt-Produkt. Die Hersteller haben die Verantwortung gegenüber ihren Kunden, sicher zu stellen, dass sie mit ihrem Kauf nicht zur Regenwaldzerstörung beitragen“, fordert Gesche Jürgens, Waldexpertin von Greenpeace. Deutschland konsumiert jährlich rund 1,3 Millionen Tonnen Palmöl und ist damit weltweit eines der Länder mit dem höchsten Verbrauch. Insgesamt bewertete Greenpeace eigene Angaben von 14 internationalen Firmen nach grundlegenden Kriterien. So wurde beispielsweise geprüft, ob sie ihr Palmöl zur Plantage zurückverfolgen können, ob sich ihre Zulieferer an die Vorgaben zum Waldschutz halten und wie mit Zulieferern verfahren wird, die weiterhin Wälder zerstören. Der Getränkehersteller PepsiCo, der Kosmetik- und Putzmittelkonzern Colgate-Palmolive und der Pharma- und Kosmetikproduzent Johnson & Johnson schnitten im Vergleich am schlechtesten ab. Nur ein einziger der überprüften Hersteller, nämlich Ferrero, kann annähernd 100 Prozent des von ihm verwendeten  Palmöls bis zur Plantage zurückverfolgen. Kein Unternehmen veröffentlicht komplette Listen der Zulieferer oder macht transparent, von wem es aufgrund von Verstößen kein Palmöl mehr bezieht. Zudem mangelt es an einer unabhängigen Überprüfung, ob Zulieferer die Vorgaben der Unternehmen einhalten.

Wirtschaftlicher Schaden durch Waldverlust

2015 wurden die Feuer in Indonesien durch eine ungewöhnlich lange Trockenzeit angeheizt, die laut Klimaexperten auch mit der Erderwärmung zusammenhängt. Sie setzten in drei Wochen mehr klimaschädliches CO  frei als Deutschland in einem Jahr. Der Klimawandel verstärkt also die Feuersbrünste, die wiederum zu einem Anstieg der Emissionen führen – ein Teufelskreis. Der wirtschaftliche Schaden für Indonesien wird auf circa 16 Milliarden US-Dollar geschätzt.
Quelle: Greenpeace/Susanne Tappe