Dienstag, 8. Oktober 2013

Fernsehtipp: Billig. Billiger. Banane. Ein Lebensmittel wird verramscht.



Jedes Jahr essen die Deutschen rund 1,4 Mio. Tonnen Bananen. Mehr als jede dritte in die EU importierte Banane landet auf dem heimischen Markt. Doch in einem gnadenlosen Preiskampf verkommt die Tropenfrucht dank Aldi, Lidl & Co. zur Ramschware. Interessanter Filmbericht des WDR, den es in einer rund 14 Min. längeren Form auch auf you tube zu sehen gibt. Auf you tube werden u.a. auch die Bemühungen der EU dargestellt, Handelsketten besser zu kontrollieren und gleichzeitig wird die ablehnende Haltung der Bundesregierung zu diesem Thema gezeigt.

Handelsriesen machen den Preis

Waren es früher Fruchtmultis wie Dole, Chiquita oder die United Fruit Company, die den Bananenpreis wesentlich beeinflussten, diktieren heute in Deutschland die fünf marktdominierenden Supermarktketten (Lidl, Aldi, Rewe, Edeka, Metro, Marktdominanz 90%) die Preise. Aldi gibt dabei jeweils den Preis vor, alle anderen ziehen nach. Der Spielraum für Preisveränderungen ist dann nur noch minimal. Der Durchschnittspreis bei Aldi für Bananen beträgt 0,80 Cent/Kg, es gibt sie aber auch schon mal für 0,69 Cent/Kg. Keiner der fünf großen Handelskonzerne war zu einem Statement vor der Kamera bereit.

Der Preiskrieg tobt auch im Biobereich

Seit 20 Jahren hat sich der Bananenpreis kaum verändert (im Schnitt 1,20 Euro/Kg), während andere Obstsorten stetig im Preis gestiegen sind. Die Produktionskosten sind im gleichen Zeitraum gestiegen, der Gewinn ist gesunken. Billigbananen werden aber mit einem hohen Preis erkauft. Zum einem mit dem hohen Einsatz von Pestiziden (Auswirkungen auf Gesundheit der Arbeiter, Trinkwasser, Umwelt), zum anderen mit Niedriglöhnen und schlechten Arbeitsbedingungen. Aber auch bei den teureren Biobananen, (Marktanteil ca. 9-10%) tobt ein Preiskrieg, angeheizt von den Discountern. Während das Kilo Biobananen in Deutschland 2004 durchschnittlich 2,25 Euro/Kg kostete, waren es 2012 im Schnitt nur noch 1,76 Euro/Kg.

Fairer Handel als Teil der Lösung

Auch fair gehandelte Bananen konnten die schwierige Situation nicht entscheidend verändern. Der Boom (wie beispielsweise in der Schweiz, Marktanteil Fairtrade-Bananen: 55%) blieb in Deutschland bisher aus. Der Marktanteil fair gehandelter Bananen liegt nur bei etwa drei Prozent. Doch der Film zeigt auch ein positives Beispiel. Die niederländische Supermarktkette Plus bietet ausschließlich Fairtrade-Bananen zu einem Preis von 1,89 Euro/Kg an. Um auf diesen für den Verbraucher sicherlich akzeptablen Preis zu kommen, hat der Supermarkt seine Gewinnspanne reduziert. Der faire Anteil für Fairtrade-Produzenten bleibt davon natürlich unberührt. Seit der Umstellung auf faire Bananen hat Plus einen Absatzzuwachs von 10 Prozent zu verzeichnen. Das bedeutet auch Mehreinnahmen und höhere Prämienzahlungen für die kolumbianischen Bananenbauern, die an Plus liefern.


Hier geht es zur längeren Version auf you tube (43 Min.): 
http://www.youtube.com/watch?v=yzXtVayNFuA

Hier kann man sich engagieren: http://www.makefruitfair.de/

Interview mit Didier Leiton, Generalsekretär der costaricanischen Gewerkschaft SITRAP, der auch im Film des WDR zu Wort kommt: